Die Realität holt die olympischen Austragungsstätten immer wieder ein. Bruno Helbling zeigt in seinem Buch, was mit den Austragungsorten nach Olympia passiert. Dazu schreiben
Beschrieb Projekt OLYMPIC REALITIES:
Für zwei Wochen blickt die Welt auf eine Stadt, Olympische Spiele sind das grösste und wichtigste internationale Sportereignis. Allumfassende Begeisterung und globale Medienpräsenz machen die Spiele zu einem Politikum und Anlass für Milliarden-Investitionen. Stadien werden zu Symbolen der Macht. Doch was passiert mit Sportstätten in der Zeit nach den Spielen?
Rezension über OLYMPIC REALITIES von Peter Dittamann, Berlin ©
Weltrekorde, Heldengeschichten, Tränen der Verlierer. Für zwei Wochen blickt die Welt auf eine Stadt, Olympische Spiele sind das grösste und wichtigste internationale Sportereignis. Allumfassende Begeisterung und globale Medienpräsenz machen die Spiele zu einem Politikum und Anlass für Milliardeninvestitionen. Stadien werden zu Symbolen der Macht.
Doch nach Tagen des kollektiven Freudenrausches kehrt Normalität zurück. Den kurzen Momenten der Ekstase folgt permanente Ernüchterung, ein Dauerzustand des Vorbeiseins. Aus den gigantischen Sportstätten werden oft verlassene Denkmäler, einsame „weisse Elefanten“. Olympic Realities nimmt den Betrachter mit auf eine Reise durch sechs Städte, aus denen der olympische Sportzirkus ausgezogen ist. Die Jubelschreie sind verhallt, die Medaillenträume ausgeträumt.
Fotograf Bruno Helbling führt uns zu Hüllen, denen der Olympische Geist entwichen ist. In seinen Architekturfotografien erzählen Rost und Ruinen ihre eigenen, nicht weniger sehenswerten Geschichten in einem der Zeit entrückten, hellen Licht. Mit grosser Sachlichkeit schafft Helbling einen Kontrast zur Euphorie der Olympischen Spiele. Die einsame Schönheit der Bilder macht nachdenklich, wirft sie doch unweigerlich die Frage nach dem Sinn dieses immer wiederkehrenden, monströsen Grossereignisses auf. Die olympischen Orte sind eine Mahnung an Milliardenkosten und fehlende Nachhaltigkeit.
Begleitet werden die eindrücklichen Fotografien von sechs brisanten Essays, verfasst von Autoren mit besonderem Bezug zum jeweiligen Austragungsort. Schonungslos und kurzweilig werden die Wurzeln eines Systems von Grössenwahn, Korruption und Fehlmanagement freigelegt. Dabei hinterfragen die Autoren auch die unverhandelbaren Anforderungen, die das Internationale Olympisches Komitee (IOC) an Ausrichterstädte stellt.
Olympic Realities ist nicht nur eine hoch ästhetische Dokumentation des Weiterlebens, sondern auch eine feinsinnig kluge Darstellung einer Heimsuchung.